Das Glaukom (Grüner Star)
Das Glaukom, auch Grüner Star genannt, ist eine chronische und unheilbare Krankheit, die den Sehnerv schädigt. Das Glaukom ist weltweit und auch in der Schweiz eine der Hauptursachen für Erblindung bei Menschen über 60 Jahren – grundsätzlich kann aber jeder und jede an einem Glaukom erkranken, auch jüngere Menschen.
Ein Glaukom kann lange symptomlos sein. Betroffene bemerken häufig erst spät, dass sie an dieser Augenkrankheit leiden, denn ein zentraler Sehverlust tritt erst im Endstadium auf. Leider kann der Schaden am Sehnerv und der damit verbundene Funktionsverlust nicht mehr rückgängig gemacht werden. Nur Augenärztinnen und Augenärzte können vollumfassende Untersuchungen zum Ausschluss oder zur Bestätigung eines Glaukoms durchführen oder nach einer Screening-Untersuchung die Risikofaktoren korrekt einschätzen. Frühzeitig erkannt, kann eine Glaukomerkrankung über Jahrzehnte erfolgreich behandelt, stabilisiert und so eine Erblindung verhindert werden.
Entstehung von Glaukomen
Der häufigste Grund für die Entstehung eines Glaukoms ist ein zu hoher Druck im Innern des Auges.
Das Auge produziert zur Aufrechterhaltung seiner Form und zu seiner eigenen Nährstoffversorgung das sogenannte Kammerwasser. Ist die Produktion dieser Flüssigkeit grösser als der Abfluss, so steigt der Druck im Auge über den Normbereich (10 bis 20 mmHg) an. Der erhöhte Augeninnendruck schädigt längerfristig den Sehnerv.
Die ersten Anzeichen einer Glaukomerkrankung sind Einschränkungen des mittelperipheren Gesichtsfelds. Diese Gesichtsfelddefekte sind schmerzlos und werden erst im fortgeschrittenen Stadium bemerkt, wenn sie langsam ins Zentrum vordringen. Erst dann wird ein Verschwommensehen wahrgenommen oder die zentrale Sehschärfe reduziert. Eine eingeschränkte Sehkraft tritt also erst spät im Krankheitsverlauf auf. Unbehandelt kann eine Glaukomerkrankung zur Erblindung führen.
Neben einem zu hohen Augeninnendruck gibt es noch zahlreiche andere Gründe für die Entstehung von Glaukomen. Meist sind es mehrere Risikofaktoren, wie etwa Durchblutungsstörungen, chronische Entzündungen, Rauchen oder ein Schlafapnoe-Syndrom, die in ihrer Gesamtheit die Glaukomerkrankung verursachen.
Häufige Glaukomformen
Grundsätzlich werden vier häufige Glaukomformen unterschieden: Offenwinkelglaukome, Engwinkelglaukome, Normaldruckglaukome und angeborene Glaukome.
Beim Offenwinkelglaukom, der häufigsten Glaukomform, fliesst das Kammerwasser nicht gut aus dem Auge ab. Dadurch steigt der Druck im Innern des Auges über Jahre schleichend an und schädigt mit der Zeit den Sehnerv.
Das Offenwinkelglaukom wird erst spät als Gesichtsfeld-Einschränkung erkannt und führt allmählich zu einem dauerhaften Sehverlust.
Das Engwinkelglaukom ist eine relativ wenig verbreitete Glaukomform, die langsam und mit Unterbrüchen voranschreiten oder auch plötzlich auftreten kann.
Ähnlich wie das Offenwinkelglaukom wird das schleichend einsetzende Engwinkelglaukom dadurch verursacht, dass der Augeninnendruck aufgrund einer Abflussstörung des Kammerwassers langsam ansteigt.
Beim plötzlich auftretenden Engwinkelglaukom erhöht sich der Augeninnendruck in kurzer Zeit sehr stark. Man spricht dann auch vom sogenannten Glaukomanfall, der einen dringenden medizinischen Notfall mit starken Symptomen darstellt: Ein Glaukomanfall führt zu Kopfschmerzen und Übelkeit. Zusätzlich ist die Sicht vermindert oder verschwommen und das Auge gerötet.
Erhöhte Weitsichtigkeit kann die Entstehung beider Formen des Engwinkelglaukoms begünstigen.
Beim Normaldruckglaukom wird der Sehnerv geschädigt, obwohl der Innendruck des Auges während den Untersuchungen im Normalbereich liegt. Es sind wohl mehrere Faktoren, die zu einer Durchblutungsstörung am Sehnerv beitragen. So können etwa Menschen mit Herz- und Gefässproblemen, Gerinnungsstörungen, aber auch gesunde, sogenannt vegetativ-labile Patientinnen und Patienten mit tiefem Blutdruck ein solches Normaldruckglaukom entwickeln.
Wie beim Offenwinkelglaukom setzt der Sehverlust auch beim Normaldruckglaukom erst spät durch zunehmende Gesichtsfeld-Einschränkungen ein.
Schon Säuglinge und Kleinkinder können an einem Glaukom erkranken. Beim angeborenen Glaukom besteht aufgrund von Entwicklungsstörungen im Auge eine Abflussstörung, die den Innendruck ansteigen lässt. In vielen Fällen können diese Entwicklungsstörungen mikrochirurgisch korrigiert und so ein bleibender Sehverlust verhindert werden.
Weitere Informationen zu verschiedenen Glaukomformen finden Sie auf der Webseite der Arbeitsgruppe Glaukom der SOG.
Risikofaktoren für Glaukome
Grundsätzlich kann jeder und jede an einem Glaukom erkranken. Ab dem 40. Lebensjahr nimmt das Risiko einer Glaukomerkrankung jedoch zu. Deshalb ist eine erste augenärztliche Untersuchung in diesem Alter wichtig – auch für Personen, die keine Symptome oder Beschwerden haben.
Ein erhöhtes Risiko besteht:
- bei einem erhöhten Augeninnendruck
- falls Familienmitglieder an einem Glaukom erkrankt sind.
- bei einer erhöhten Kurzsichtigkeit von mehr als –5 Dioptrien.
- bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- bei einer längeren Behandlung mit Kortison
- bei Personen afrikanischer und asiatischer Herkunft
Verschiedene Erkrankungen können die Produktion und den Fluss des Kammerwassers stören und durch eine Schädigung des Sehnervs schliesslich zu Sehverlusten führen. Dazu gehören intraokulare Entzündungen, Traumata, Komplikationen anderer Augenerkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten.
Sprechen Sie mit einem Augenarzt oder einer Augenärztin über Ihr Risiko, an einem Glaukom zu erkranken. Bei Menschen mit mehr als einem dieser Risikofaktoren besteht ein zusätzlich erhöhtes Erkrankungsrisiko.
Diagnose von Glaukomen
Ein Glaukom kann lange symptomlos sein. Betroffene bemerken daher in vielen Fällen erst spät, dass sie an einem Glaukom leiden. Sehverluste treten erst im Endstadium auf und können nicht mehr rückgängig gemacht werden. Deshalb ist es von grosser Bedeutung, eine Augenärztin oder einen Augenarzt aufzusuchen. Nur Augenärztinnen und Augenärzte können vollumfassende Untersuchungen zum Ausschluss oder zur Bestätigung einer Glaukomerkrankung durchführen.
Bei der Diagnose untersucht der Augenarzt oder die Augenärztin den Sehnerv, das Abflusssystem im Auge und misst den Augeninnendruck. Bei einem Glaukomverdacht können zusätzliche Tests, wie etwa die Untersuchung des Gesichtsfeldes, die Messung der Hornhaut- oder der Nervenfaserschichtdicke durchgeführt werden.
Eine reine Innendruckmessung oder ein einzelner apparativer Test reicht für eine zuverlässige Diagnose nicht immer aus, da es Glaukomformen gibt, bei denen der Augeninnendruck normal ist. Ausserdem ist es aufgrund unterschiedlicher Hornhautdicken möglich, den Augeninnendruck falsch zu messen. Nur eine gründliche augenärztliche Untersuchung kann die Ursache des Glaukoms und die genaue Diagnose klären, daher ist der Besuch bei einer Augenärztin oder einem Augenarzt unerlässlich.
Behandlung von Glaukomen
Glaukomerkrankungen können aktuell noch nicht geheilt werden. Allerdings ist es möglich, sie zu behandeln, die Erkrankung dadurch zu stabilisieren und ein weiteres Fortschreiten zu verhindern. Durch bessere Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten ist Erblindung bei einem Glaukom heute bei rechtzeitiger und ausreichender Behandlung selten geworden.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Glaukomerkrankung zu behandeln, die von zahlreichen Faktoren wie zum Beispiel dem Stadium der Erkrankung, der Verträglichkeit und Effizienz der Medikamente, der Form und dem Fortschreiten des Glaukoms abhängen. Augenärztinnen und Augenärzte legen die jeweilige Therapie stets mit jedem Patienten und jeder Patientin individuell fest und passen sie bei Bedarf an.
Unabhängig von der gewählten Therapie sind regelmässige Besuche bei der Augenärztin oder beim Augenarzt weiterhin sehr wichtig, um die Erkrankung zu beobachten und bei Bedarf die Therapie anpassen zu können.
Ein Glaukom wird zu Beginn meist mit Medikamenten in Form von Augentropfen behandelt, die bei täglicher Anwendung den zu hohen Augeninnendruck senken sollen.
Bei einer medikamentösen Behandlung der Glaukomerkrankung ist es sehr wichtig, die verschriebenen Augentropfen gemäss der Anleitung der Augenärztin oder des Augenarztes anzuwenden und zu den vereinbarten augenärztlichen Kontrollen zu gehen.
Ist die medikamentöse Therapie der Glaukomerkrankung nicht erfolgreich, besteht die Möglichkeit einer Laserbehandlung. Der Augenarzt oder die Augenärztin verwendet dabei einen Laser, um den Abfluss des Kammerwassers, das im Auge den Druck erhöht, zu verbessern.
Laserbehandlungen werden in der Regel in einer Praxis oder Klinik durchgeführt. Nach der Laserbehandlung des Glaukoms ist es weiterhin notwendig, regelmässig zur augenärztlichen Kontrolle zu gehen.
Sollten die medikamentöse Therapie oder die Laserbehandlung nicht zum gewünschten Erfolg führen oder Unverträglichkeiten vorliegen, kann ein Glaukom chirurgisch behandelt werden. Auch hier ist es das Ziel, den Augeninnendruck zu senken.
Chirurgische Glaukombehandlungen werden in Operationssälen von Kliniken durchgeführt. Wie nach allen Glaukombehandlungen ist auch nach chirurgischen Eingriffen die regelmässige Kontrolle durch die Augenärztin oder den Augenarzt wichtig. Der Augeninnendruck kann auch nach einer erfolgreichen Operation wieder ansteigen.
Es gibt heute zahlreiche Varianten der Glaukomoperation, bei denen Implantate wie Tubes oder Shunts zum Einsatz kommen können. Allen Operationen gemeinsam ist, dass sie den Abfluss des Kammerwassers verbessern sollen. Leider wird der neu geschaffene Abfluss durch eine natürliche Narbenbildung wieder gehemmt oder sogar ganz verschlossen. Das Risiko der Narbenbildung ist in den ersten drei Monaten nach der Operation am höchsten, deshalb sind in dieser Zeit engmaschige Kontrollen bei der Augenärztin oder beim Augenarzt unumgänglich.
Je nach Operationsmethode, Gesundheitszustand und Alter der Patientin oder des Patienten wird der chirurgische Eingriff ambulant oder stationär durchgeführt, mit Lokalanästhesie oder in Vollnarkose.
Prävention von Glaukomen
Da grundsätzlich jeder und jede an einem Glaukom erkranken kann, ist es wichtig, ab dem 40. Lebensjahr und bei vorhandenen Risikofaktoren regelmässige Untersuchungen bei einem Augenarzt oder einer Augenärztin durchführen zu lassen.